GROSSKRUT im Weinviertel


Der romanische Kern der Pfarrkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Ein gotischer Bauteil kam im ersten Viertel des 14.Jahrhunderts hinzu. Im 15. Jahrhundert gab es spätgotische Zu- und Umbauten. Ein sehenswertes Ölbergrelief eines unbekannten Künstlers um 1500 findet man an der Ostseite des Chores. Auffallend ist auch der massive quadratische Wehrturm mit ca. 2 m dicken Mauern und rechteckigen Schlitzfenstern.

Gottesdienstzeiten: Sonn- und Feiertage 9 Uhr, Vorabendgottesdienst 19 Uhr (Winterzeit 18 Uhr).

Die Marktgemeinde Großkrut (Seehöhe 181 m), mit den Katastralgemeinden Althöflein, Ginzersdorf und Harrersdorf, erstreckt sich über eine Fläche von 3.845 ha und hat 1641 Einwohner, sowie 366 Zweitwohnbesitzer (Stand: März 1995). Die höchste Erhebung ist der Wartberg mit 235 m. Großkrut wurde erstmals urkundlich im Jahre 1055 n. Chr. unter dem Namen CRUBETEN erwähnt. Aufgrund einer Urkunde vom 14. Dezember 1055, ausgestellt in Ulm, schenkte Kaiser Heinrich III. "auf Fürbitte unserer Gattin, Kaiserin Agnes , zum Heile unserer Seele und der unserer Gattin Agnes und unseres Sohnes Heinrich, weiter zu all unser in Christo ruhenden Vorfahren Seelenruhe...." das Gebiet von Gaubitsch und Großkrut, das vorher ein gewisser, wegen Teilnahme an einer Verschwörung gegen den Kaiser zum Tode verurteilter Riwin zu Lehen hatte, dem Münster Passau. Die Pfarrkirche in Großkrut ist dem heiligen Stephan, dem Patron der Passauer Domkirche, geweiht. Dies weist auf eine passauische Gründung hin (das Bistum Passau übte nach seiner Gründung im Jahre 739 durch den heiligen Bonifatius eifrige Missionstätigkeit entlang der Donau bis nach Ungarn aus). Passau gründete die Doppelpfarre Gaubitsch-Krut (die Bezeichnung CHRUT wird bis 1358 verwendet) Aus dieser Urpfarre gingen 21 Weinviertler Pfarren hervor. Wahrscheinlich Ende des 12. Jahrhunderts kam der passauische Besitz Gaubitsch-Krut an die damaligen Landefürsten, die Babenberger. Rudolf von Habsburg stiftete 1280 zum Gedenken an die gewonnene Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut/Jedenspeigen über Ottokar das Dominikanerkloster zum heiligen Kreuz in Tulln, dem er den landesfürstlichen Besitz in Krut übereignete. Krut blieb dann bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1782 durch Kaiser Joseph II. im Eigentum der Tullner Nonnen. Danach kam dieser Besitz an den Religionsfonds, von welchem ihn Graf Cohary, Besitzer von Walterskirchen und Harrersdorf, erwarb. Ab 1359 bis 1922 heißt Großkrut BÖHMISCHKRUT, wobei man bei diesem Ortsnamen unterschiedliche Schreibweisen findet. Ab dem Jahre 1922 trägt unsere Gemeinde den Namen GROSSKRUT. Großkrut ist eine Gemeinde mit gemischten Berufsstand. Der Boden auf dem 38,45 Quadratkilometer großen Gebiet ist sehr fruchtbar und für Acker- und Weinbau gut geeignet. Hauptbeschäftigung der Bevölkerung war seit alters her die Landwirtschaft, vornehmlich Ackerbau und Weinbau. Großkrut gehört zu den ältesten weinbautreibenden Gemeinden im nordöstlichen Weinviertel. Neben der Landwirtschaft war Großkrut bedingt durch das Marktrecht auch ein Handelsplatz. Das Recht Märkte abzuhalten geht bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zurück und weist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Gemeinde hin. Noch heute werden viermal jährlich Märkte abgehalten: 2. Februar Maria Lichtmeß, 16.Mai Johann von Nepomuk, 10. August Laurentius und 15. Oktober Theresia.

Sehenswürdigkeiten:

Pfarrkirche Sankt Stephan

Die Pfarrkirche dürfte vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts oder im 12. Jahrhundert in romanischen Stil erbaut worden sein. Im Laufe der Zeit wurden diverse Um- und Zubauten durchgeführt, die gotische Bauelemente aufweisen. Der frühbarocke Wehrturm wurde im 15. Jahrhundert errichtet.

Auf dem Vorplatz der Kirche wurde 1740 eine Johann Nepomuk Statue errichtet. Auf dem Hauptplatz wurde im Jahr 1887 eine Dreifaltigkeitssäule (gestiftet von Hugo Gallus) sowie im Jahr 1921 ein Kriegerdenkmal errichtet.

Gerichtssäule

Bei der Gerichtssäule auf der Straße Richtung Katzelsdorf fand am 8. November 1742 die letzte Hinrichtung statt. Der Wagner Michael Ponkory aus Hianowitz (Mähren) , der am 25. Juni 1742 einen Doppelmord am hiesigen Wagnermeister Georg Preier und seiner Dienstmagd begangen hatte, wurde verurteilt, gerädert und hingerichtet.

Althöflein

Auf dem Hausberg steht eine Kapelle, die dem heiligen Georg geweiht ist. Die Erdstallanlagen, welche vermutlich im Mittelalter als Zufluchtsstätte der Bevölkerung dienten, wurden 1990 - 1993 gründlich erforscht. Dieses von Menschenhand geschaffene Höhlensystem, ist in zwei bis drei Etagen aufgeteilt, die durch Steigluken und Lufttauschstollen verbunden sind. Die Stollen dürften im 12./13. Jahrhundert angelegt worden sein und haben eine Gesamtlänge von ca. 200 Meter. Diese Erdställe zählen zu den größten dieser Art im deutschsprachigen Raum.

Ginzersdorf

Die Kirche ist ein gotischer Bau mit einem Südturm aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und einem eingezogenen, gerade geschlossenen Chor und ist der heiligen Elisabeth geweiht.

Althöflein

Althöflein ist eine Katastralgemeinde des Marktes Großkrut und liegt im nordöstlichen Weinviertel, nahe dem Dreiländereck mit Tschechien und der Slowakei. Ein Indiz für das hohe Alter des Ortes und seiner Erstbesiedelung ist der Kapellenberg im Osten des Ortes, auf dem eine Verteidigungsanlage mit doppelter Umwallung festgestellt werden kann. Später wurde darauf die "Veste" (Festes Haus) errichtet, welche durch seine zwei Meter dicken Mauern auffällt und als letzte Sicherheitsbastion gedient hat. In weiterer Folge wurde diese "Festung" in das heutige Kapellenschiff umgebaut. In einem Land, das durch den Druck der Slawischen Völker aus Nord und Ost bereits seit Jahrhunderten heiß umkämpft war, liegt auch unser "Hovelin". Die gesicherte Erstnennung des Ortes fällt in das Jahr 1196. Im Jahre 1251 besetzt der spätere Böhmerkönig Przemysl Ottokar II. das Land. Seine Herrschaft endet mit dem Tod in der verlorenen Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen am 26.8.1278 gegen den neuen Landsherrn Rudolf von Habsburg. Mit seinem bis heute gültigen Namen HÖFLEIN wird der Ort im Jahr 1380 im Lehensbuch Albrechts III. genannt. Der Sohn Albrechts III., Albrecht IV., läßt zwecks Klarstellung der Besitzverhältnisse den Zusatz "Veste Höflein beim Behmischen Krut" einfügen (1396). Im Jahre 1464 gelangt Höflein aus der Verfügungsgewalt der Zistersdorfer als landesfürstliches Lehen in die Hände des ehemals unbeliebten und geächteten Ritters Konrad von Fronau. Um 1570 geht die Herrschaft dieses Rittergeschlechtes zu Ende. Der letzte direkte Nachkomme heiratet den Grafen Hans Haugwitz von Reschwitz. Im Zuge der Herrschaftsübernahme übernimmt Graf Bernhard von Hardegg im Jahre 1585 den Ort. Sigmund von Hardegg übernimmt 1594 die Höfleiner Lehensrechte und vergibt diese im Jahr 1603 an den Ritter Hironimus Adler von Adlersthern, welcher das Gut an den Wiener Bürger und Geldverleiher Scholz verkauft. Der neue, protestantische Lehensherr Erasmus von Landau will 1631 in der Höfleiner Kapelle einen eigenen Pastor anstellen und gerät dadurch mit dem Großkruter Pfarrer Georg Schwarz in heftigen Streit. Mit der Beilegung des Religionskonfliktes zwischen dem Kaiser und den adeligen Ständen verliert der Höfleiner Lehensherr im Jahr 1620 seine Macht. Er wird geächtet, seiner Güter verlustig erklärt, und die Kapelle Höflein wird als Filialkirche der Kruter Pfarre einverleibt. Im Jahr 1622 wird die Herrschaft von Feldmarschall Rudolf von Teuffenbach gekauft. Dieser kämpft in der Französischen Armee und später in der kaiserlichen Armee. Später kämpft er als Feldmarschall in der Armee Wallensteins. Im Jahr 1638 erhält er den höchsten Orden, den das Habsburgerhaus vergeben hat - den Orden vom Goldenen Vließ. Da er keine direkten Nachkommen hinterläßt, stiftet er in Zistersdorf das Spital und stattet es mit reichen Pfründen aus. Im Jahr 1742 wird Julius Graf von Hardegg als neuer Lehensherr urkundlich erwähnt. Als 1781 Ferdinand Edler von Hocke das Zistersdorfer Spital erwirbt, fällt auch Höflein an ihn. Durch eine Erbschaft übernimmt im Jahr 1802 Josef Edler von Parsch die Grundobrigkeit von Höflein, welche er schon 1808 an Franz de Paula Graf von Kohary verkauft. Aufgrund der Verehelichung von Maria Antonia Gabriele, Fürstin von Cohary mit dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha wird die Herrschaft Höflein mit der Herrschaft Walterskirchen vereinigt. Mit der Auflösung des Untertänigkeitsverhältnisses der Bauern und der Unfreien und infolge der Einführung der Realteilung ist die Herrschaft einzelner Familien über das Land beendet. Die weitere Umstrukturierung der Verwaltung und die Änderung der Vermögens- und Besitzverhältnisse bringt es mit sich, daß Höflein als Katastralgemeinde von Großkrut eingemeindet wird. Im Jahre 1871 stellt die Gemeinde Höflein bei der "hochlöblichen NÖ Landesregierung" einen "Antrag auf Teilung von Krut". Mit Stichtag 11. November 1871 ist Höflein erstmals selbständige Gemeinde. Durch einen Bescheid der NÖ Landesregierung wird im Jahre 1912 der Ort Höflein in Althöflein umbenannt. Im Jahr 1967 wird der Ort Althöflein mit Großkrut, diesmal freiwillig, zusammengelegt.

Georgskirche

Die Kirche steht auf dem sogenannten Hausberg. Dieser weist eine kegelstumpfförmige Form auf und war von zwei mächtigen Ringwallen umgeben. Nach archäologischen und kunstgeschichtlichen Forschungen wurde hier wohl noch im 11. Jahrhundert ein mächtiger Wehrturm - im 19. Jahrhundert sprach man von einem Pulverturm - errichtet. Der quadratische Bau diente ursprünglich nur als Wehrturm - im 14. Jahrhundert wurde der Turm im Stile der Frühgotik zu einer Kapelle umgebaut. Im Jahr 1380 wird von der "Veste Höflein" gesprochen, welche im Besitz von Adeligen sei. Auf diese geht auch das Kirchenpatronizium des "heiligen Georg" zurück, dem Schutzpatron des Adels, vor allem des Ritterstandes. Seit dem 15. Jahrhundert wird der Heilige auch zu den 14 Nothelfern gezählt und von der bäuerlichen Bevölkerung intensiv verehrt. Das Altarbild der Kirche aus dem Jahre 1867 stellt den heiligen Georg auf einem Bild dar, welches als Ersatz für ein barockes Georgsbild angeschafft wurde. Im Jahr 1889 wurde der alte, baufällige, hölzerne Turm abgetragen und durch einen Steinbau, in dem auch eine Sakristei eingebaut wurde, ersetzt.

"Troadgrui"

Möglicherweise schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit wurden Notvorräte und zum Teil auch Saatgut in Vorratsgruben gehortet. Die Anlage von birnenförmigen, in die Erde gegrabenen Behältergruben ist alt und weit verbreitet. Diese Gruben fanden sich vor allem im Bereich des alten Pannonien, dem heutigen Westungarn, Burgenland und dem südöstlichen Niederösterreich, aber auch in der Slowakei, dem Waldviertel und dem Weinviertel. Die Luftbildaufnahmen dieser Wälle, welche die ältesten Teile des Areals sind, zeigen diese Anlage schön rund - ein Plateau in der Mitte, welches von zwei Gräben umgeben ist.

Ginzersdorf

Ginzersdorf liegt an der Bezirksstraße Großkrut - Rannersdorf, in einem von niedrigen Hügeln begrenzten Tal; die höchste Ergebung ist der südwestlich liegende, 220 m hohe Grillenberg. Das Gemeindegebiet umfaßt 7,22 Quadratkilometer und wird von den Gemeinden Großkrut, Walterskirchen, Rannersdorf, Althöflein und Hauskirchen umschlossen. Im Norden fließt der Poybach, im Süden die Zaya durch das Gemeindegebiet, die sich beide zwischen Ginzersdorf und Althöflein vereinigen. An den früher zwischen Ginzersdorf und Walterskirchen liegenden, schon lange verödeten Ort Reibersdorf, erinnert heute nur noch die Flurbezeichnung "Reibersdorfer". Die Gründung des Ortes dürfte um die Mitte des 11. Jahrhunderts erfolgt sein; doch haben wir die erste urkundliche Ernennung erst aus dem Jahre 1346. Es scheint viel landesfürstlicher Besitz in Ginzersdorf gewesen zu sein; um das Jahr 1423 belehnt Herzog Albrecht V. den Kaspar Ochsenpecht mit einem Hof zu "Günzersdorf bei Behemischen Krut" (Großkrut), der nach Kaspars Tod 1528 an Christoph Ochsenpecht gelangt; dieser Christoph wird zwischen 1455 und 1457 von König Ladislaus mit weiteren 12 Schilling Geldes (Rente) zu Ginzersdorf belehnt. Auch Wenzel Nürnberger erwirbt 1439 von Albrecht V. hier einen Hof, für den er 32 Pfennig Burgrecht an die Wiener Hofkapelle diente; ein weiterer Hof, den Konrad Gerstenbrand an Hans Wuppl verkaufte, diente 20 Pfennig Burgrecht an diese Kapelle. Als das Wiener Bürgerspital 1624 die Güter des Nikolaiklosters erwarb, befanden sich darunter auch Zehente zu Ginzersdorf. Im Jahre 1792 finden wir als Grundbesitzer in Ginzersdorf: die Kirche Prinzendorf, Herrschaft Zistersdorf, Althöflein, Walterskirchen, Loosdorf, Hauskirchen, die Pfarre Poysbrunn, Feldsberg und die Probstei Staatz. Über die Schicksale des Ortes sind wir recht wenig informiert. Die vielen Erdställe in den von Ginzersdorf in Richtung Rannersdorf sich erstreckenden Hügeln deuten vielleicht auf häufige feindliche Einfälle, von denen wir ja aus der Geschichte anderer benachbarter Orte wissen. Im Jahre 1645 flüchten viele Ginzersdorfer vor den Schweden in das befestigte Zistersdorf; in den Jahren 1708 - 1713 wurde der Ort wiederholt von den Ungarn geplündert. Auch unter den Franzoseneinfällen im Jahre 1805 und 1809 hatte er viel zu leiden. Auch Feuer- und Unwetterkatastrophen waren nicht selten, wiewohl wir erst aus neuerer Zeit hievon Nachricht haben; es sei auf die Hagelschläge der Jahre 1894, 1898 und 1932, sowie auf den Brand des Jahres 1894 verwiesen, der sieben Häuser vernichtete. Die Opfer der beiden Weltkriege werden mit 33 bzw. 32 beziffert. Der Einmarsch der russischen Truppen zu Ende des zweiten Weltkrieges erfolgte, kampflos, am 18. April. Die Ortskirche, der heiligen Elisabeth geweiht, ist eine Filiale von Großkrut; das Presbyterium dürfte dem 15. Jahrhundert angehören, das Schiff wurde erst um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert angebaut. - Seit 1890 besuchen die Kinder die Volksschule des Ortes, vorher mußten sie nach Großkrut gehen.