4.2.1 Lemma.
Es sei
ein Polynom. Dann sind seine Koeffizienten gegeben durch
.
Beweis. Differenzieren liefert
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Wir können natürlich auch für allgemeine hinreichend differenzierbare Funktionen
das (sogenannte Taylorpolynom)
betrachten. Allerdings muß die Folge
nicht mehr abbrechen, und wir erhalten erst dann
ein Polynom, wenn die wir nur über endlich viele
mit
summieren.
Es stellt sich somit die Frage, was diese Polynome mit
zu tuen haben.
Es sei
und
vorgegeben und
durch
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4.2.2 Taylorformel mit Restglied von Lagrange.
Es besitze
auf einen kompakten Intervall mit Randpunkten
und
stetige Ableitungen
bis zur Ordnung
und
existiere im Inneren des Intervalls.
Dann existiert eine Zahl
im Inneren des Intervalls, s.d.
4.2.3 Folgerung.
Besitzt
auf einen kompakten Intervall Ableitungen beliebiger Ordnung und gibt es Konstanten
und
mit
, so konvergiert die Reihe von Funktionen
auf dem Intervall gleichmäßig gegen
.
Beweis. Unter diesen Voraussetzungen gilt für das Restglied
4.2.4 Beispiele von Taylor-Reihen.
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All diese Reihendarstellungen erlauben uns erstmals transzendente Funktionen
wie
,
,
,
beliebig genau zu berechnen.
Wir sollten also solche Reihen der Form
,
sogenannte Potenzreihen, näher untersuchen.
]
Potenzreihe mit Koeffizienten
4.2.5 Proposition. Konvergenzkreis.
Eine Potenzreihe
konvergiert für alle
mit
und divergiert falls
, wobei
Konvergenzradius der Reihe heißt.
Entsprechend heißt
Konvergenzkreis der Reihe.
Dabei dürfen sowohl die Koeffizienten
Beweis. Nach dem Wurzeltest genügt es den Ausdruck
4.2.6 Bemerkung. Komplexe Winkelfunktionen.
Wir dürfen also in die Taylorreihen von
,
und
beliebige
komplexe Zahlen
einsetzen und definieren für diese
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Das Cauchy-Produkt von
mit
ist
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4.2.7 Definition. Konvergenz von Funktionen.
Es sei
eine Menge,
ein endlich dimensionaler Euklidischer Raum
und
Funktionen.
Man sagt
konvergiert gegen
punktweise, wenn
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Deshalb brauchen wir folgende stärkere Konvergenz, die sogenannte
gleichmämäßige Konvergenz:
Man sagt
konvergiert gegen
gleichmäßig auf
, wenn
Wenn wir die Abstandsfunktion
auf der Menge
der beschränkten Funktionen
betrachten, so ist die gleichmäßige
Konvergenz gerade die Konvergenz bezüglich dieser Metrik. Für die punktweise
Konvergenz existiert nur für endliches
eine sie beschreibende Metrik.
Wenn man
setzt, so ist
.
]
Supremumsnorm ]
Supremumsmetrik
4.2.8 Proposition. Gleichmäßige Grenzwerte stetiger Funktionen.
Es konvergiere
gleichmäßig auf
und alle
seien stetig. Dann ist auch
stetig.
In dieser Situation gilt also
Beweis. Es sei
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4.2.9 Cauchy'sches Konvergenzkriterium für Funktionen.
Es konvergiert
genau dann punktweise, wenn für alle
die Folge
eine Cauchy-Folge ist.
Weiters konvergiert
genau dann gleichmäßig, wenn
4.2.10 Kriterium von Weierstrass für gleichmäßige Konvergenz.
Es konvergiere
. Dann konvergiert
gleichmäßig.
Beweis. Es ist
4.2.11 Proposition. Grenzwerte differenzierbarer Funktionen.
Es sei
differenzierbar,
konvergiere gegen
punktweise und
konvergiere gleichmäßig gegen eine Funktion
.
Dann ist
differenzierbar und die Ableitung
ist
, d.h.
es gilt
Beweis. Es sei
4.2.12 Lemma. Stetigkeit von Potenzreihen.
Es sei
eine Potenzreihe mit positiven Konvergenzradius
.
Dann ist
stetig bei 0.
Beweis. Es ist
4.2.13 Folgerung. Translation von Potenzreihen.
Es sei
eine Potenzreihe mit positiven Konvergenzradius
und
.
Dann ist
in eine Potenzreihe
mit positiven
Konvergenzradius
entwickelbar. Dabei sind
.
Insbesonders ist nach (4.2.12)
auch bei
stetig.
Beweis. Für
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4.2.14 Folgerung. Ableitung von Potenzreihen.
Es sei
eine Potenzreihe mit positiven Konvergenzradius
.
Dann ist
differenzierbar auf
und die Ableitung kann gliedweise berechnet werden.
Beweis. Mit der Notation von (4.2.13) erhalten wir für den Differenzenquotienten von
4.2.15 Beispiel.
Wir zeigen nun, daß die Entwicklung von
aus (4.2.4) für alle
gilt:
Es sei
für
.
Dann ist
4.2.16 Folgerung. Stammfunktion von Potenzreihen.
Es sei
eine Potenzreihe mit positiven Konvergenzradius
.
Dann ist
eine Stammfunktion von
auf
, d.h.
ist differenzierbar mit Ableitung
.
Beachte, daß je zwei Stammfunktionen
Beweis. Offensichtlich konvergiert mit
Beispiele.
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Wieder werden wir in (4.2.21) mit Hilfe des Abel'schen Grenzwertsatzes (4.2.20)
zeigen, daß die Formel für
auch für
gilt, also ist
4.2.17 Theorem. Komposition von Potenzreihen.
Es sei
eine für
konvergente Potenzreihe mit
und
ebenfalls eine für
konvergente Potenzreihe.
Dann ist
in eine Potenzreihe entwickelbar, die für kleine
konvergiert
(genauer, falls
und
) und deren Koeffizienten aus
Beweis. Da
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4.2.18 Folgerung. Quotienten von Potenzreihen.
Es seien
und
Potenzreihen mit positiven Konvergenzradius und
.
Dann ist auch
und
in Potenzreihen mit positiven Konvergenzradius entwickelbar.
Beweis. Es ist
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Lemma. Prinzip des Koeffizientenvergleichs.
Es sei
eine Potenzreihe mit Konvergenzradius
.
Falls eine Folge
existiert mit
, dann ist
.
Beweis. Wir zeigen mittels Induktion, daß
4.2.19 Beispiel. Taylor-Reihe für Tangens.
Es ist
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4.2.20 Grenzwertsatz von Abel.
Die Potenzreihe
habe Konvergenzradius
und konvergiere auch für
.
Dann ist
bei
linksseitig stetig.
Beweis. O.B.d.A. sei
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Sei andererseits , dann ist
und somit
, also
divergent wegen dem
Raabe'schen Test (2.5.15).
Sei nun und
.
Für
ist
also
divergent nach dem
Quotiententest (2.5.11).
Für
ist
für alle hinreichend großen
und somit
alternierend mit
Für
gilt somit die Formel
Andreas Kriegl 2003-10-15