5.3.1 Definition.
Es sei
und
.
Dann heißt
lokales Maximum (resp. Minimum) von
, genau dann
wenn ein
existiert, so daß für all
mit
die Ungleichung
(resp.
)
gilt. Gilt sogar die strikte Ungleichung
(resp.
) für all jene
, so heißt
ein lokales striktes
Maximum (resp. Minimum).
5.3.2 Lemma.
Es sei
ein lokales Extremum (d.h. Maximum oder Minimum) von
und
sei differenzierbar bei
oder besitze
zumindest die Richtungsableitungen
für alle
.
Dann ist
ein kritischer Punkt von
, d.h.
.
Beweis.
Für
besitzt auch
ein lokales Extremum bei
und somit z.B. im Falle eines lokalen Minimums
für alle
und damit
also ist
.
[]
5.3.3 Proposition (lokale Extrema).
Es sei
,
und die symmetrische Form
sei positiv definit. Dann hat
bei
ein striktes lokales Minimum.
Eine bilineare symmetrische Form
ist genau dann positiv definit,
wenn
:
Denn die Einheitssphäre
ist kompakt und somit
existiert
und für
gilt
, wobei
und damit
.
In der Mathematik 1 haben wir gezeigt, daß
eine bilinear-Form
genau dann positiv
definit ist, wenn es die zugehörige quadratische Matrix
mit
ist, d.h.
die Determinante der Hauptminore
positiv ist für jedes
.
Beweis.
O.B.d.A. sei
. Nach Taylor's Theorem 5.2.1 ist
Die Menge der stetigen positiv definiten symmetrischen Bilinear-Formen
ist offen in allen symmetrischen Bilinear-Formen, denn wenn
ist und
ist, so ist
Da
stetig ist und
positiv definit ist existiert
ein
und ein
, so daß alle
in
liegen und
für alle
gilt.
Somit ist für diese
daher ist
für alle
.
[]
5.3.4 Beispiele.
-
hat nur
als kritischen Punkt. Dieser ist
ein Sattelpunkt.
-
hat nur
und
als kritische
Punkte. Der erste ist ein Sattelpunkt (setze
) und der zweite ein
lokales striktes Minimum.
-
für
.
Der einzige kritische Punkt im Inneren ist
,
ein globales Maximum. Am Rand sind
und
lokale Minima und
und
lokale
Maxima, davon ist der erste Punkt ist ein globales Minimum von
,
und die beiden anderen Sattelpunkte.
5.3.5 Proposition über Lagrange Multiplikatoren.
Es sei
und
, beide
. Falls
ein lokales Extremum von
mit der Nebenbedingung
ist und falls
surjektiv ist, so
ist
für ein
.
Beweis.
O.B.d.A. sei
.
Es sei
der Kern von
und
ein Komplementärraum zu
also
z.B. das orthogonale Komplement
.
Dann ist
und wir bezeichnen mit
die Abbildung
und analog
. Dann ist
und insbesonders ist
injektiv, da
nur
auf
verschwindet, und ebenso surjektiv, denn aus
folgt für
die Gleichung
(Man sieht auch leicht, daß
).
Aus dem Satz über implizite Abbildungen folgt die Existenz einer
lokal eindeutigen
-Lösung
der impliziten Gleichung
, d.h.
läßt sich
lokal durch den Graph einer Abbildung
parametrisieren läßt. Damit ist das Extremalproblem für
mit
Nebenbedingung
auf das gewöhnliche Extremalproblem für
ohne Nebenbedingung zurückgeführt.
Da
invertierbar ist können wir
setzen, und erhalten
Nach 5.3.3 die Ableitung
von
bei 0 verschwinden.
Ebenso folgt durch Differenzieren von
,
daß die
Ableitung
verschwindet, und da
invertierbar ist,
ist
(Wegen
ist
).
Somit ist
(Und dies ist 0).
Also ist insgesamt
,
und somit auch
, da
ein linearer Isomorphismus
ist der
und
in
und
übersetzt.
[]
Wenn
ist, dann ist
durch
vermöge
gegeben und
somit muß ein relatives lokales Extremum
folgendes
erfüllen

und
wobei
ist.
Ist zusätzlich
so bedeutet dies für ein lokales Extremum
folgendes
(im allgemeinen nur bzgl. der
lineare) Gleichungssystem von
Gleichungen in den
vielen Variablen
:
Da der letzte Satz nur eine notwendige Bedingung liefert, benötigt man
zusätzliche Argumente um den Nachweis eines lokalen Extremums zu liefern.
Das kann z.B. sein, daß die Nebenbedingung eine kompakte Menge beschreibt
und die stetige Funktion
somit ein Maximum und ein Minimum besitzen muß.
5.3.7 Beispiele.
- Die Extremalwerte von
auf dem Durchschnitt der Ebene
mit der Sphäre
.
Die Abbildung
ist in diesem Beispiel
mit
und
.
Es ist somit folgendes Gleichungssystem im
zu lösen:
Die einzigen Lösungen sind
.
Einsetzen in
zeigt, daß
die Stelle eines lokalen (und somit auch globalen) Maximums und
die eines globalen Minimums ist.
- Sei
eine bilineare symmetrische Form.
Gesucht sind ihre Extremalwerte unter der Nebenbedingung
.
Die Methode der Lagrangemultiplikatoren liefert:
Wegen der Symmetrie von
also
und
und somit ist
ein normierter Eigenvektor
zum Eigenwert
. Ist
, dann liefert die beiden Eigenwerte
das Maximum und das Minimum. Das sind gerade die Längen
der Halbachsen des Ellipse oder Hyperbel
und die
zugehörigen Eigenvektoren sind die Richtungsvektoren der Halbachsen.
Andreas Kriegl
2001-07-01