4.2.1 Definition. Unbestimmte Integral.
Es sei
Riemann-integrierbar. Nach dem Lebesgue'schen
Integrabilitätskriterium 4.1.4 existiert dann für jedes
auch
.
Diese Abbildung
heißt unbestimmtes Integral von
.
4.2.2 Hauptsatz.
Das unbestimmte Integral
jeder Riemann-integrierbaren Funktion
ist stetig.
Ist der Integrand
stetig, so ist
differenzierbar mit Ableitung
.
Umgekehrt sei
stetig differenzierbar mit Ableitung
. Dann ist
Riemann-integrierbar und
.
Jede Funktion
Beweis. Es ist
Ist
zusätzlich stetig, so existiert zu
ein
s.d.
für alle
und damit ist
![]() |
![]() |
|
![]() |
Ist
also stetig, so ist
eine Stammfunktion von
.
Nach Voraussetzung ist
eine Stammfunktion von
und nach dem 1. Teil
ist
ebenfalls eine Stammfunktion,
also ist die Ableitung von
gleich 0 und damit nach Mittelwertsatz
konstant, also
.
[]
4.2.3 Beispiele von Stammfunktionen.
4.2.4 Definition. Logarithmus.
Es sei der natürliche Logarithmus definiert durch
.
Dann ist
eine Stammfunktion zu
also
insbesonders streng monoton wachsend.
Weiters ist
und
![]() |
![]() |
|
![]() |
Nach de Sätzen 2.4.4 und 3.3.4
über inverse Funktionen existiert somit die differenzierbare
Umkehrfunktion
(genannte Exponentialfunktion)
mit
.
Weiters folgt aus den Aussagen für
, daß
und
.
Es ist
![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() |
4.2.5 Definition. Allgemeine Potenz und Logarithums.
Sei nun
. Dann setzen wir
4.2.6 Definition.
Es sei
eine Funktion. Dann ist
eine gerade und
eine ungerade
Funktion mit
.
Wenden wir dies insbesonders auf die Funktione
an, so erhalten wir
den Sinushyperbolicus
,
und
und den Cosinushyperbolicus
. In Analogie zu den üblichen Winkelfunktionen
definieren wir den Tangenshyperbolicus als
.
Die dazugehörenden Umgehrfunktionen heißen
Areasinushyperbolicus
,
Areacosinushyperbolicus
und
.
Die Nahmensgebung begründet sich darin, daß die Punkte
eines Astes der
gleichseitigen Hyperbel
sich durch
,
parametrisieren lassen wobei
die Fläche
des Hyperbelsektors bezeichnet.
4.2.7 Bemerkung.
Folgende rationale Ausdrücke können wir integrieren:
![]() |
![]() ![]() |
|
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
4.2.8 Proposition. Partialbruchzerlegung im Komplexen.
Es seien
und
Polynome mit komplexen Koeffizienten und
.
Weiters seien
die verschiedenen Nullstellen von
und
ihre Vielfachheit.
Dann ist
Beweis. Nach Voraussetzung ist
Wir können nun die Partialbruchzerlegung verwenden um rationale Funktionen zu integrieren.
4.2.9 Beispiel.
Es sei die rationale Funktion
gegeben.
Die Nullstellen des Nenners sind
0 und
mit Vielfachheiten
und
also
.
Es muß also nach 4.2.8
eine Darstellung der Form
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() |
4.2.10 Proposition. Partialbruchzerlegung im Reellen.
Es seien
und
Polynome mit reellen Koeffizienten und
.
Weiters seien
die verschiedenen reellen Nullstellen von
und
ihre Vielfachheit.
Seien schließlich
die echt komplexen
verschiedenen Nullstellen von
und
ihre Vielfachheit.
Dann ist
Andreas Kriegl 2001-07-01